Heike Thormann ~ Autorin, Lektorin, Buchproduzentin


Heike Thormann, Autorin, Lektorin, Publizistin
Heike Thormann
Autorin, Lektorin, Buchproduzentin

Kundenprojekt:

Claus G. H. Mayer

"Tanger Transit. Ein Fluchtversuch."

460 Seiten
1. Auflage 2023

ISBN Softcover: 978-3-347-98174-4
ISBN Hardcover: 978-3-347-98175-1
ISBN Großdruck: 978-3-347-98177-5
ISBN E-Book: 978-3-347-98176-8

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Claus G. H. Mayer: Tanger Transit. Ein Fluchtversuch.
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Über das Buch

Als Cotter am Strand von Tarifa einen ertrunkenen Marokkaner findet, lässt ihn das nicht mehr los. Er folgt den Spuren des jungen Mannes und gerät immer tiefer in das Schicksal der Flüchtlinge aus Afrika und ihres oft grausamen Endes im Mittelmeer.

In diesem Roman setzt sich der Afrikafreund Claus G. H. Mayer fundiert mit den Hintergründen der Bootsunglücke und des Flüchtlingsstroms aus Afrika auseinander. Einfühlsam und mit viel Herz zeigt er die Menschen hinter den nackten Zahlen aus Presse und TV. Und er spart nicht mit Kritik: Denn nur, wer versteht, was hinter dem Leid Afrikas steckt, kann helfen, es zu beenden.

Über den Autor

Claus G. H. Mayer ist Theaterregisseur, Werbe- und Versicherungsfachmann. Über mehr als 20 Jahre hat er viele Reisen nach SW-Europa und NW-Afrika unternommen. Mit Geländewagen, Wohnwagen und Motorrad unterwegs, hat er Land und Leute hautnah kennen und schätzen gelernt. Bis der Wunsch in ihm entstand, mit diesem Buch auf die wahre Natur des „afrikanischen Problems“ hinzuweisen und zu dessen besserem Verständnis beizutragen.

Leseprobe

01. Der Sturm ...

... hatte nicht nachgelassen.

Durch das Rauschen des Windes in den Bäumen und das leise Schaukeln des Autos wurde Cotter sanft geweckt. Ihm war kalt. Fröstelnd verkroch er sich tief in seinen Schlafsack und zog sich die Kapuze weit über die Augen. Das Tageslicht war noch recht schwach, von der wärmenden Sonne war nichts zu sehen.  

Doch irgendwann schälte sich Cotter seiner Blase zuliebe doch aus dem Schlafsack und pinkelte an den Hinterreifen seines Toyota. Der Weg zur Toilette war ihm zu weit.

Anschließend kroch er zitternd wieder in seine Höhle, nur um genau zu dem Zeitpunkt festzustellen, dass er nicht weiter würde schlafen können, als er endlich den Reißverschluss seines Schlafsacks zugefummelt hatte.

So kroch er abermals aus seinem Auto, um sich dem kalten Levante entgegenzustemmen. Im März war der Wind wirklich ungemütlich. Von der Wärme, die die Andalusier ihm zuschrieben - er blies aus Süden, aus Afrika, war nichts zu spüren, es war einfach nur saukalt.

Cotter suchte einen einigermaßen windgeschützten Platz für den Einflammenkocher auf der blauen, fünf Kilo schweren Gasflasche. Gas brauchte er eine Menge, auch wenn er sich nur morgens einen Kaffee zubereitete. Der Wind zerfetzte die Hitze unter dem Topf, sodass es sehr lange dauerte, bis das Wasser heiß genug wurde für einen Pulverkaffee mit Süßstoff und Milchpulver. Alles, was Cotter bei sich hatte, war auf das Notwendigste reduziert - und Süßstoff nahm weniger Platz ein als Zucker und Milchpulver weniger als Milch.  

Wegen des Windes musste Cotter mindestens einen Liter Wasser in den Topf geben, sonst würde er dem Wasser nachrennen müssen, also konnte sich auf eine lange Wartezeit für das Kaffeewasser einstellen und diese rauchend überbrücken.  

Nachdem Cotter das Wasser aufgesetzt hatte, holte er sich eine wärmende Jacke und seinen Hut aus dem Auto, um seine langen Haare zu bändigen, die in die Glut der Zigarette geweht wurden. Rauchend setzte er sich in einen feuchten Stuhl.

Zum Schlafen trug Cotter immer eine sandfarbene „Freizeithose“ mit Balkentaschen an den Oberschenkeln sowie ein T-Shirt. Und nun saß er also müde, fröstelnd und rauchend in Freizeithose, Hut, Winterjacke und marokkanischen Riemensandalen vor seinem Auto an einem leeren Klapptisch im stürmischen Wind, starrte über die Straße von Gibraltar nach Afrika, wartete auf sein Kaffeewasser und fühlte sich rundum zufrieden.

Cotter liebte Camping. […]

[Ausschnitt]

[…] Der Junge lag auf dem Rücken. Bei näherem Hinsehen unterschied er sich wesentlich von den anderen. Selbst im Tod sah er sehr stolz aus, schön und unangreifbar. Auch war er sorgfältiger gekleidet als die anderen. Kein billiger Trainingsanzug aus China umschlotterte seinen Körper und hing formlos und nass an ihm, stattdessen schien seine Jeans sorgfältig ausgesucht. Seine recht langen schwarzen Haare umrahmten sein braungebranntes, hageres Gesicht, während er in den Himmel zu starren schien und mit einem Arm die Umhängetasche festhielt, deren Riemen ihm über die Schulter hing.
 
„Süden, der kommt aus dem Süden, ein Tuareg oder ein Saharaberber, auf jeden Fall stammt er aus der Wüste“, dachte Cotter.

Er kannte viele solcher Jungs, malerisch aufgemacht mit weißen Turbanen und indigoblauen Dschellabas, die sich in der Sahara an den wenigen touristischen Punkten vor allem den weiblichen Touristen als Tuaregs präsentierten - unabhängig davon, ob sie es waren oder nicht. In der Regel waren sie es nicht, denn die Tuaregs lebten hauptsächlich in der Zentralsahara, in Mali, Niger, Algerien und dem Tschad. Doch die jungen Marokkaner wussten offensichtlich von dem romantischen Bild, das vor allem Europäerinnen von den Tuaregs hatten, spätestens seit der Roman „Tuareg“ von Alberto Vázquez-Figueroa ein Bestseller geworden war und ein übertrieben romantisiertes Bild des Nomadenvolkes vermittelte.
 
Aber Cotter mochte sie. Sie waren zwar manchmal aufdringlich, hatten sich aber wenigstens ihren Stolz und ihr Selbstbewusstsein bewahrt - ein wohltuender Kontrast zu den oft primitiven Schleppern in den Städten. Sicher, das Ziel war das gleiche. Sie wollten verkaufen und Touristinnen kennenlernen, aber die Art der falschen Tuaregs war ihm sympathischer. In der Regel akzeptierten sie auch ein „Nein“, um dann in meist sehr gescheite und oft für beide Seiten lehrreiche Gespräche zu verfallen, die allen Beteiligten Spaß machen konnten. Keine Spur mehr von aggressivem Verkauf, die Fronten waren geklärt. Ausnahmen bestätigten natürlich die Regel.

Bei dem Toten schien es sich um so einen Jungen zu handeln. Je länger Cotter über den Jungen nachdachte, desto wütender wurde er auf die Armut in Afrika, die von Touristen - auch solchen aus seinen Gruppen - auch noch als pittoresk empfunden wurde, auf die Regierungen Afrikas, auf die EU mit ihrer Abschottungspolitik, auf sich selbst, der auf seinen Reisen auch nur Nordafrika konsumierte und viel zu wenig gegen das Elend tat, und wütend auf den Jungen aus dem Süden. Der hätte doch bestimmt andere Möglichkeiten gehabt, dachte Cotter, während er sich verstohlen, obwohl doch alle in der Nähe tot waren, Tränen aus den Augen wischte.

Cotter sah die Bilder vor sich, junge Männer, die auf Touristen warteten, da sie ansonsten nichts zu erwarten hatten; Barackensiedlungen, weit ab von den Touristenpfaden; den nackten Kampf ums Überleben großer Teile der Bevölkerung; die Arroganz der Touristen, ihr zur Schau gestellter Reichtum; den Bettler, der vor der Rolls-Royce-Filiale in Rabat verblutete, da ihm ein Beinstumpf aufgeplatzt war und sich niemand um ihn kümmerte; den Parkplatzwächter in Rissani, der mit seiner Familie in einem Zelt auf dem Parkplatz des Luxushotels lebte; den alten Mann, der in Fès jeden Morgen wieder kam, um eine einzige Sonnenbrille, auf einem einzigen, sorgfältig ausgebreiteten schwarzen Deckchen ausgestellt, zu verkaufen; den Wandel von Metropolen wie Fès zu einer reinen Inszenierung für die Touristen, denn das traditionelle Handwerk war im Sterben begriffen, da kein Mensch mehr einen handgetriebenen Kupferkessel kaufte, wenn es denselben Artikel aus fernöstlicher Massenproduktion für einen Bruchteil des Preises gab; die Schneider ohne Kunden, da die Bekleidung aus den Kleidersammlungen natürlich viel preiswerter auf den Märkten auftauchte. 

Cotter sah sie vor sich, die übervollen Busse, die Millionen von Menschen in die Städte spülten, einer nichtexistierenden Zukunft entgegen, da es den Menschen auf dem Land schlichtweg an Möglichkeiten fehlte, Geld zu verdienen. Cotter sah die Berge von europäischem Obst auf den Märkten, denn die EU sah in Afrika die Möglichkeit, die subventionierten Überproduktionsbestände landwirtschaftlicher Produkte für einen billigeren, weil subventionierten Preis loszuschlagen, als die reinen Vernichtungskosten betrugen.

Cotter sah sie wieder vor sich, die Schwätzer und Lügner in den Vorstandsetagen und den Lobbys, im Fernsehen und in den Druckmedien, wie sie verlogen die Freiheit der globalisierten Märkte beschworen, obwohl sie genau wussten, dass die heimische Landwirtschaft ohne Subventionen und Schutzzölle auf dem Weltmarkt nicht würde überleben können. Dann lieber ganze Kontinente mit billiger, subventionierter Massenware überschwemmen, die dortige Landwirtschaft in den Tod treiben und deren Produkte durch Schutzzölle und Importverbote von den westlichen Märkten fernhalten.

Cotter dachte an die Esel, die stoisch ihre Arbeit verrichteten, von Kleinbauern mit wenigen Utensilien beladen, während die vorbeirasenden Geländewagen der Touristen sie an den Rand der Straße drängten.
 
Und Cotter sah die vielen jungen Männer in Tanger, die nichts taten, außer zu warten. Er sah, wie sich junge Männer auf der Strecke durch das Drâa-Tal nach Zagora todesmutig den Touristenautos in den Weg stellten, nur um ein Körbchen mit Datteln zu verkaufen. Er sah, wie sich die jungen Leute in einem kleinen Restaurant in El Ajoun Mühe gaben, den Eindruck von Sauberkeit und Qualität aufrechtzuerhalten. Mit dem Ergebnis, dass die Toilette geputzt wurde, bis sie fast glänzte, und einer der Köche auf den Markt fuhr, um die benötigten Zutaten für das Bestellte zu kaufen. Das Essen war hervorragend, die Toilette sauber und keine weiteren Gäste in Sicht. Mindestens fünf Beschäftigte für zwei Gäste - der Mensch und seine Arbeitskraft zählte nicht viel, dort im Süden.

Sonst sah Cotter nichts mehr. Er weinte jetzt hemmungslos und nahm die Tasche des Jungen an sich. […]

Meine Leistungen
  • Korrektorat und Lektorat
  •  Satz und Layout, Umschlag und Cover
  • Vorarbeiten für Konvertierung in ein E-Book
  • Autorenprofil und Klappentext, Metadaten für Buchhandel
  • Veröffentlichung über Selfpublishing-Anbieter www.tredition.com
  • Werbetexte wie Pressemitteilung, Buchvorstellung, Mailing für Multiplikatoren
  • Werbemaßnahmen wie Akquirierung von Rezensionen und Lesungen
  • Beratung zu Marketing- und Werbemaßnahmen
  • Unterstützung bei Tantiemen der VG Wort
(Alles auf Basis / nach Vorgabe von Kundenwünschen)

Pressestimmen / Rezensionen

News von "Buchwurm.org":

Rezension von "Circlestonesbooks.blog" (Auszug):

"Eine spannende Geschichte, dazu viele Informationen und wissenswerte Fakten, großartige Schilderungen der Menschen, der Städte und Landschaften Marokkos. Darin eingebunden sind brisante aktuelle Themen und eine kritische Auseinandersetzung mit Politik und Gesellschaft. Dieses Buch hilft zu verstehen, ohne belehren zu wollen, es überzeugt als Gesamtpaket von der ersten Seite an."

Rezension von "buecher_wuermchen_" (Auszug):

"Wann hat dich ein Buch zuletzt schockiert? Bei mir war es Tanger Transit, weil die Handlung - die zwar Fiktion ist, aber dennoch der Realität entspricht - einfach heftig war! Heftig, aber gut! Ich bin total begeistert, wie der Autor die Flüchtlingsthematik in eine Geschichte gepackt hat und damit dafür sorgt, dass man sich anhand einzelner Schicksale mit der Thematik beschäftigt. Man merkt, dass der Autor selbst schon mehrfach in Afrika war und sich intensiv damit auseinandergesetzt hat, denn seine Beschreibungen wirken sehr authentisch! Dabei wird die afrikanische Lebensweise, aber auch die Motivationen hinter einer Flucht nach Europa und der damit verbundenen Gefahr beschrieben. Das Buch hat mich an vielen Stellen tief berührt, aber auch entsetzt zurückgelassen. Obwohl das Flüchtlingsthema ja kein Neues ist, wurde es mir durch diese Geschichte - obwohl es sich dabei um Fiktion handelt - nochmal näher gebracht. Eine große Empfehlung für dieses Buch, das einem in vielerlei Hinsicht die Augen öffnet!"

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